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Pressebericht des "Mannheimer Morgen" vom Samstag, 27.06.2020

Ein zeitgeschichtliches Juwel

Von Waltraud Kirsch-Mayer

Mundenheim: Vor 250 Jahren übernahm der kurpfälzische Minister von Zedtwitz das Hofgut / Biergarten und Keller bieten Gastlichkeit

Ludwigshafen. Es gab Zeiten, da wurden ergebene Minister mit Lehen üppig belohnt: So vermachte der im Mannheimer Schloss residierende Kurfürst Karl Theodor seinem Staatsminister Peter Emanuel Freiherr von Zedtwitz vor 250 Jahren die Rechte am Mundenheimer Hofgut. Alsbald brachte der für Außenpolitik zuständige Strippenzieher viele Adelige jenseits des Rheins und obendrein Bayern (mittels der von ihm geprägten Wittelsbachischen Hausverträge) zur Kurpfalz. Und so ist es kein Zufall, dass sich der im Jubiläumsjahr eröffnete Hofgut-Biergarten bayerisch-pfälzisch präsentiert.

Als Kulturdenkmal ausgezeichnet

Zedtwitz hat die Gestaltung des zum landwirtschaftlichen Musterbetrieb gehörenden Herrenhauses als Landsitz vermutlich Peter Anton von Verschaffelt, dem kurpfälzischen Hofarchitekten, übertragen. Der vielfältig talentierte Bildhauer genoss hohe Reputation: In Mannheim war der Flame am Bau der Jesuitenkirche wie des Zeughauses beteiligt, für den Schwetzinger Schlossgarten entwarf er die berühmten Hirsche, die von Hunden niedergerungen werden, außerdem plante er den Überbau der Oggersheimer Loretokapelle zur heutigen Wallfahrtskirche.

Die gebürtige Mundenheimerin Renate May, die vor knapp vier Jahrzehnten das Hofgut – besser gesagt das Herrenhaus, das den Zweiten Weltkrieg überstanden hat – erwarb, erinnert sich noch gut, „wie man sich dort sonntags mit befreundeten Familien zum Spaziergang getroffen hat“. Die inzwischen 80-jährige Lokalpatriotin empfand es stets als Verpflichtung, das zeitgeschichtliche Juwel erstrahlen zu lassen – in Zusammenwirken mit Fachbehörden. Davon kündet die 50. Denkmalschutzplakette von Rheinland-Pfalz, die das Anwesen im Zedtwitzpark als Kulturdenkmal auszeichnet und an der Treppe zum historischen Kellergewölbe aus dem 16. Jahrhundert prangt.

Als der Pfalzbau-Caterer Gerold Betz im Jubiläumsjahr der Hofgut-Übergabe als Pächter die Gastronomie übernahm, hat er sich den Start anders vorgestellt. Das Coronavirus bremste seine Pläne erst mal aus. Doch jetzt geht es (bei gutem Wetter täglich von 11 bis 22.30 Uhr) unter den alten Maulbeerbäumen wieder gastlich zu. Mit Corona-Freiluft-Konzept, versteht sich. Ganz bewusst knüpft Betz – ein Mannheimer, der sich in Ludwigshafen beruflich engagiert – an alte Traditionen an. Und deshalb stehen kurpfälzische wie bayerische Spezialitäten samt Hofbräu-Bier aus München auf der Speisekarte.

Illustre Gäste gesehen

Mit den Denkmalschutzbehörden gibt es eine Vereinbarung, wie der historische Gewölbekeller als „Eventlocation“ genutzt werden darf: ob für Hochzeiten, Geburtstage oder Firmenfeste. Außerdem möchte Betz den Zedtwitzpark, der anno 1852 in einen „Lust- und Kunstgarten” verwandelt wurde, wieder neu beleben. Ihm schwebt vor, dass nicht nur im Herrenhaus-Gewölbekeller der Bund fürs Leben gefeiert, sondern davor das (standesamtliche) Ja-Wort in der Grünanlage gegeben werden kann. Zu seinen Ideen gehört auch ein Weihnachtsmarkt mit Glühweinausschank, wenn der Biergarten Winterschlaf hält.

Und wer weiß, vielleicht kommen eines Tages wie früher illustre Gäste aus Nah und Fern. Schließlich sind regelmäßige Besuche der Großherzogin Stephanie von Baden im Hofgut überliefert. Und Ludwig I., König von Bayern, soll zwei Mal angereist sein: Er gilt zwar nicht als ganz so schillernd wie sein gleichnamiger Enkel, der legendäre Erbauer von Märchen-Schlössern. Gleichwohl dürfte seine Skandal-Liaison mit einer irischen Tänzerin, die letztlich zur Abdankung führte, im beschaulichen Alt-Mundenheim für reichlich Gesprächsstoff gesorgt haben.

© Mannheimer Morgen, Samstag, 27.06.2020

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